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Es war einmal…

Es gab da mal eine Zeit, erinnert ihr euch noch? Es ist eigendlich noch gar nicht lange her und doch wirkt es wie eine Ewigkeit. Eine Zeit in der wir noch so leben konnten, wie wir es wollten - grösstenteils jedenfalls. Doch diese Zeit ist vergangen, wir leben nun in einem „neuen Normal“ und das Alte ist fort, die alte Zeit, die gibt es nicht mehr. Vor diesen Worten hatte ich immer Angst, ich wollte sie nicht hören. Redete mir ein, dass es nicht sein kann, dass es nie wieder so wird, wie es einmal war. Doch nun erkenne ich, es ist wirklich wahr, es gibt kein Zurück mehr: nichts wird wieder so sein, wie es einmal war! Ich weiss, es klingt schlimm und nicht gerade ermutigend… aber hey! Es ist gut so, glaubt es mir, es ist gut, dass nichts mehr so wird, wie es einmal war. Es ist eine Chance alles besser zu machen. Neu zu startet, sich neu zu erfinden, sich selbst und unser Leben endlich kennenzulernnen.

 

Ich möchte damit nicht sagen, dass es jetzt gerade besser ist. Auf keinen Fall… das was uns zur Zeit passiert fühlt sich an wie ein schlechter Film, ein Traum aus dem ich unverzüglich aufwachen möchte. Doch es ist leider real, das Chaos ist hier und wir müssen damit leben. Doch es liegt an uns, wie wir auf das alles hier reagieren, wie wir damit umgehen und vorallem, was wir daraus machen. Hierbei haben wir unterschiedliche Möglichkeiten. Eigentlich wollte ich an dieser Stelle drei verschiedene Reaktionsmöglichkeiten aufschreiben. Ich hatte auch bereits mehrere Zeilen niedergeschrieben, doch nach mehrmaligem Lesen und langem Überlegen habe ich die Zeilen wieder gelöscht. Ich habe festgestellt, dass sich unser Handeln und unsere Reaktionen nicht einfach „schubladisieren“ und verallgemeinern lassen. Jeder von uns hat seinen individuellen Weg und jeder reagiert anders. Ich habe in den vergangenen Monaten gerlent, dass wir den Weg, den jemand auswählt nicht verurteilen dürfen. Wir kennen nämlich selten die Beweggründe, wieso sich jemand für oder gegen etwas entscheidet. Es ist auch völlig falsch, jemanden aufgrund seiner Entscheidung als Egoist oder Idiot zu bezeichnen. Wir sind nicht verpflichtet jede Reaktion, jede Einstellung und jedes Handeln unserer Mitmenschen zu verstehen, genauso wenig sind wir verpflichtet „Andersdenkenden“ Rechenschaft für unsere Entscheidung abzulegen. Jeder hat seinen eigenen individuellen Weg gewählt, manchmal ändern wir unsere Richtung, manchmal verlaufen wir uns und müssen nach dem Weg fragen… doch egal was wir tun, wir reagieren und kreieren somit unsere Zukunft.

 

So und nach diesem kurzen Abschweifer zum individuelleb Weg möchte ich nochmals auf den oben erwähnten Punkt zurückkommen. Auf die Chance, die uns dieses Chaos bietet. Wir haben nun die Möglichkeit, unser Leben neu zu gestalten. Vielleicht sind auch einige von uns auch gezwungen, endlich ihre Komfortzone zu verlassen, um das Leben leben zu können, dass sie sich wünschen. Auch ich befinde mich derzeit weit entfernt von meiner Komfortzone. Ich habe gelernt, meine Meinung zu vertreten, hinter dem zu stehen, was ich tue und sage. Ich habe gelernt meinen Standpunkt auch vor Freunden und Familie zu vertreten, auch wenn dies womöglich bedeutet, dass sich die gemeinsamen Wege nun doch trennen. Ebenso hat mich diese Krise vor so vielen unnützen Dingen befreit, mir gezeigt, dass mein Leben nicht aus Party, Shoppen, Städtetrips und weiss ich was noch besteht. Mein Leben besteht aus meiner Familie und meinen Freunden. Mein Leben ist hier und jetzt! Ich geniesse die Zeit, die ich mit den Menschen verbringen kann, die mich für das lieben, was ich bin. Ich werde akzeptiert, so wie ich bin. Ich hätte niemals gedacht, dass es irgendwann eine Zeit geben wird, in der Freunde zu Fremden werden und Fremde zu meinen engsten Freunden. Doch ich bin dankbar dafür, dankbar, dass ich diese Chance habe, mein Leben aufzuräumen. Dankbar für diese unendlich inspirierenden Gespräche, für die motivierenden Worte, für die bedingungslose Liebe die ich von so vielen tollen Menschen erhalte. Ich bin dankbar, dass ich gelernt habe, Dinge und Menschen, die für mein weiteres Leben nicht von Bedeutung sind, loszulassen. Dinge und Menschen, die mir gut, zu erkennen und festzhalten. Ich habe erkannt, dass unser Herzensweg viel wichtiger und befreiender ist, wie wenn wir ausschliesslich auf unseren Verstand höre. Denn, der Herzensweg führt uns zu uns selbst, zu unserem wahren Ich, zu einem freien und unabhängigen Leben, während unser Verstand lediglich nach Logik und Sicherheit giert.

 

Ich empfinde das Dasein in der aktuellen Zeit nicht mehr als Strafe oder als etwas Quälendes. Wo ich mir noch vor einem halben Jahr die Frage gestellt habe, wieso ich genau jetzt und hier sein und so etwas miterleben muss, erkenne ich nun, dass so etwas, was uns in einer solch chaotischen Zeit passiert, ein Geschenk ist. Es ist ein Privileg so etwas erleben zu dürfen. Denn solche Zeiten ermächtigen uns, über uns selbst hinauszuwachsen, uns selbst neu zu finden und unser wahres Ich kennenzulernen. Wie bereits gesagt: es ist gut so, dass nichts mehr wird, wie es einmal war. Wir müssen das Alte loslassen und vertrauen. In uns und unser Herz vertrauen, vertrauen, dass wir in eine wundervolle Zukunft gehen. Eine Zukunt, die wir uns mir unserem Handeln erschaffen. Eine Zukunft für die es sich zu Leben lohnt.

 

In diesem Sinne „stay strong and keep smiling“!

 

Eure LöwenMama

Sybille

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Kommentare: 1
  • #1

    Burga Batliner (Samstag, 29 Januar 2022 07:15)

    Liebe Sybille
    Danke für dein sehr treffendes Schreiben, man könnte es nicht besser formulieren. Es ist genauso wie du schreibst. Alte Freundschaften loslassen, auch wenn es im Moment sehr schwer fällt und das Neue annehmen. Diejenigen die das hinbekommen, dürfen ihr wirkliches Leben leben.
    Ich wünsche euch alles Gute
    Burga
    (Ich habe mit Jürgen die Hauswartschule besucht)